Was, wenn Journalismus noch gesellschaftsdienlicher wäre? Und journalistische Arbeit noch sinnvoller? Und was, wenn sich das besser verkauft – auch bei jüngeren Menschen?
Stefan beobachtet, dass der öffentliche Diskurs oft dem Motto „Streit schafft Reichweite“ folgt. Konflikte werden oft überbetont, eine Synthese konträrer Meinungen selten angestrebt. Das normiert eine wenig hilfreiche Diskurskultur, der sehr viele Menschen Abend für Abend in Talkshows beiwohen. Diese negative Newsflut erzeugt Angst-, Verzweiflungs- und Ohnmachtsgefühle. Das Skandalisieren, das Ausschlachten von Fehlern, der Fokus auf Randaspekte großer Probleme statt auf Systemzusammenhänge: All das trägt auch zu kurzatmigen Gesetzen bei, die Partikularinteressen überbetonen. Und es gibt fragwürdige Incentives, wer in der Politik Karriere macht.
Die meisten von uns stellen die eigene Weltsicht über alle anderen – was aus Stefans Perspektive endlose, ewiggleiche Debatten nach sich zieht. Er sagt: Ein integraler Journalismus, der die Denklogik und Wertesysteme der verschiedenen Stufen kennt, weist einen Ausweg aus dieser kommunikativen Sackgasse. Denn es ist eigentlich alles, was wir brauchen, da. Wir müssen es nur auf hilfreichere Weise zusammenführen.
Das inspiriert Stefan:
Ich liebe es, mich als Gitarrist, Sänger, DJ und Zuhörer der musikalischen Improvisation hinzugeben und tief in dabei entstehende emotionale Landschaften aller Art einzutauchen. Laut Spotify-Algorithmus habe ich mich dieses Jahr mit 156 Musikgenres befasst.
Als äußerst inspirierend empfinde ich zudem die Gespräche mit Menschen aus vielen unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten und Kulturkreisen, denen ich durch meine journalistische Arbeit begegne.
Dazu schöpfe ich beruflich wie privat Kraft aus den Werken zur psychologischen und kulturellen Stufenentwicklung. Die selbst erstellte Landkarte mit 58 Entwicklungslinien, die bei uns im Flur hängt, wird allerdings auch schon einmal mit einer Dartscheibe verwechselt.
Eine Auswahl meiner journalistischen Arbeiten >>
Erste Gedanken für einen integral-systemischen Journalismus >>
unsere Gesprächspartner
Stefan Schultz
Stefan Schultz, brachte als Zehnjähriger seine erste eigene Zeitung heraus, studierte Medienkultur, Politik und Britische Literatur in Hamburg und Lissabon und arbeitet seit 2007 beim SPIEGEL (Print und Online). Er war Korrespondent in San Francisco, New York und Peking und schreibt Reportagen, Analysen und Essays aus aller Welt. Seine Beiträge wurden mehrfach ausgezeichnet. Schultz ist außerdem Dozent an der Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften und an der Kölner Journalistenschule. Er unterrichtet dort Techniken für das von ihm entwickelte mixedmediale Erzählen sowie fürmultimediales Erzählen. Seit 2019 denkt er über ein Konzept für einen ganzheitlicheren, gesellschaftsdienlicheren Journalismus nach.
Martin Permantier
Martin Permantier ist Autor, Seminarleiter, Speaker und Coach. Er begleitet als Gründer und Geschäftsführer von SHORT CUTS seit über 20 Jahren Unternehmen bei ihrer strategischen Ausrichtung und Positionierung. SHORT CUTS ist eine Agentur für Corporate Identity und unterstützt Unternehmen dabei Kommunikation, Kultur und Design zu entwickeln und auf den Punkt zu bringen.