Episode 141 -
Holistische Bildung

Episode 141 -
Holistische Bildung

Dr. Martina Schuegraf, Wissenschaftlerin, Vortragsrednerin und Organisationsgestalterin, spricht über ihren Weg von der Pädagogik über die Musikwissenschaft zur Medienwissenschaft und darüber, wie sie die Art des Lernens und Arbeitens verbessern möchte. Sie stellt ein Konzept der holistischen Bildung vor, welches den ganzen Menschen adressiert, und erläutert, wie es dabei helfen kann, mit den eigenen Bildungserfahrungen in Kontakt zu treten.

Universitäten sind z.B. durch den Bologna-Prozess stärker strukturiert und reguliert worden, was die Freiheit von Forschung und Lehre einschränkt. Sinngebende Seminare vermitteln nicht nur kognitives Wissen, sondern beinhalten auch offene Diskussionen, um mit dem Potenzial der Gruppe zu arbeiten und eine entsprechende Lernumgebung zu schaffen. Dies bedeutet eine Abkehr vom traditionellen, eher autoritär ausgerichteten Lehrverständnis hin zu einem kooperativeren Miteinander auf Augenhöhe.

In Seminaren sollte allen beteiligten Menschen so viel Raum wie möglich gegeben werden, um die intrinsische Motivation zu fördern. Schulen sollten den Schülern mehr ganzheitliche Lernmöglichkeiten und vor allem -räume bieten, um in Verbindung mit sich selbst und dem zu Lernenden zu treten. Dazu gehört auch die Einbindung des Sozialen, Persönlichen und Emotionalen. Selbsterkenntnis und Erfahrungen bspw. in der Natur, in Museen und in anderen Kulturen sind wichtige Aspekte von Bildung. Derzeit funktionieren Bildungssysteme auf Grundlage von kontrollorientierten Strukturen, welche die Bewertung und Benotung in den Vordergrund stellen, doch gibt es ein wachsendes Bewusstsein für die Notwendigkeit, neue Rahmenbedingungen zu schaffen.

Obwohl viele Menschen das derzeitige System verändern wollen, fehlt es noch an Offenheit und Bereitschaft. Um tiefgreifende und umfassende Veränderungen herbeizuführen, die allen Lebewesen und der Welt dienlich sind, sollten wir den Mut aufbringen, unsere Bildungssysteme grundständig zu hinterfragen, um Ideen zu entwickeln und Räume zu erschaffen, die wirklich Neues entstehen und ausprobieren lassen. Hierzu gehört der Beziehungsaufbau und das Netzwerken mit Menschen, die bereit sind für neue Lösungen und Strukturen. Das Denken und Handeln in Netzwerken ist dabei elementar.

Menschen erfahren Angst und Leid, weil sie die Systeme, Strukturen und Bedingungen, die sie erzeugen, immer wieder verstärken. Deshalb braucht es Möglichkeitsräume, um auszuprobieren, um scheitern zu können und daraus Neues zu erschaffen. Wir leben in einer Zeit der Transformation, in der wir Identität neu denken und uns davon lösen dürfen, unseren Wert über Titel, Positionen und Wissen zu definieren.

Wir sind Gestalter von Strukturen und werden gleichzeitig von Strukturen geformt. Burnout, Depressionen und andere körperliche Probleme können entstehen, wenn unsere Seele aufgrund der Strukturen, die wir uns selbst schaffen, nicht mehr mithalten kann. Wir können jedoch jederzeit alles neu erfinden und unsere Welt gestalten, wenn wir uns dessen bewusstwerden.

Das inspiriert Martina:

  • Bergtouren und Berge, die hohen und die weniger hohen. Nachdem ich den Damavand im Iran mit 5.671m und den Kala Patthar in Nepal mit 5.645 m bestiegen habe, würde ich gerne in diesem Leben noch auf einen 6.000er
  • Klettern am Fels, aber auch in der Halle, denn es macht den Kopf frei und fördert Vertrauen
  • Theory U von C. Otto Scharmer
  • „Verwobenes Leben. Wie Pilze unsere Welt formen und unsere Zukunft beeinflussen“ von Merlin Sheldrake
  • Unerwartete Begegnungen mit außergewöhnlichen Menschen
  • Publikation: Bildung für alle. Gedanken zu einer Hochschule der Zukunft >> 

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unsere Gesprächspartner

Dr. Martina Schuegraf

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Ich habe Pädagogik und Musikwissenschaft mit dem Schwerpunkt Massenmedien studiert. Mich interessierte immer Inter- und Transdiziplinäres. Nach Tätigkeiten in der Markt- und Medienforschung sowie beim WDR schrieb ich meine Promotion zum Thema „Medienkonvergenz und Subjektbildung“.

Auch das „Über-den-Tellerrand-schauen“ und Grenzen zu dehnen bewegte mich stets, da es den eigenen Horizont erweitert. Nach wissenschaftlichen Tätigkeiten an verschiedenen Universitäten in Potsdam, Paderborn, an der UC Berkeley und in Siegen, war ich Medienwissenschaftsprofessorin an der Filmuniversität Babelsberg und leitete den Studiengang „Digitale Medienkultur“, bis ich meine wissenschaftliche Karriere an den Nagel hing.

Meine langjährigen Erfahrungen und Forschungen an Universitäten, in Unternehmen und Verbänden zeigten mir, dass ich in neuen, humanen, menschenzuträglichen Arbeits- und Bildungsstrukturen arbeiten, lehren und lernen und diese auch mit anderen in die Welt bringen will. Meine Arbeit ist davon geprägt, Potenziale sowohl des einzelnen, als auch der Gruppe und von Organisationen zu heben und unterstützende Strukturen für Menschen zu schaffen.

Martin Permantier

Martin Permantier

short-cuts.de

Martin Permantier ist Autor, Seminarleiter, Speaker und Coach. Er begleitet als Gründer und Geschäftsführer von SHORT CUTS seit über 20 Jahren Unternehmen bei ihrer strategischen Ausrichtung und Positionierung. SHORT CUTS ist eine Agentur für Corporate Identity und unterstützt Unternehmen dabei Kommunikation, Kultur und Design zu entwickeln und auf den Punkt zu bringen.